Wenn Arbeit mehr als Geld gibt

Reyna Callata kennt die Fischzucht im Arapasee seit Kindesbeinen. Vor vier Jahren hat sie die Leitung der Fischverarbeitung übernommen. Im Interview erzählt die 40-Jährige, was ihr im Betrieb wichtig ist und wie er sich künftig entwickeln soll.

Reyna, du hättest auch nach Lima oder Arequipa gehen können, um zu arbeiten. Warum hast du dich entschieden, in Arapa zu bleiben?

Ich wollte die Chance packen, mich für eine positive Entwicklung unseres Dorfes und unserer Region zu engagieren. Die Fischverarbeitung ist ein Mittel dazu. Zudem schätze ich die Ruhe auf dem Land und das Blau des Sees – im See sehe ich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für uns alle.

Worauf legt ihr im Betrieb grossen Wert?

Wir möchten ein gesundes Produkt produzieren, ohne Antibiotika, ohne Stress für die Tiere. Und wir möchten dabei auch die Umwelt erhalten, in der die Fische aufwachsen – davon profitieren unsere Kundinnen und Kunden direkt durch die Qualität. Zudem ist es uns wichtig, Arbeit zu schaffen. Wir möchten ein Beispiel dafür sein, dass wir hier auf dem Land etwas erreichen und produzieren können, was im ganzen Land geschätzt wird. Viel Wert legen wir auch darauf, dass bei uns Frauen eine Arbeit finden können. Sie haben in unserer Region wenige Möglichkeiten. Durch die Arbeit können wir ihnen Selbstvertrauen verleihen.

Wie vielen Menschen gibt die Fischzucht in Arapa Arbeit?

18 Familien ziehen im See eigenständig die Fische, die wir ihnen dann für die Verarbeitung abkaufen. In unserem Verarbeitungsbetrieb arbeiten 20 Personen, wenn wir die Produktion modernisieren können, schaffen wir fünf weitere Arbeitsplätze.

Ihr möchtet die Fischverarbeitung komplett erneuern und eine eigene Aufzucht aufbauen. Warum?

Die Rückverfolgbarkeit der Produktion ist heute sehr wichtig, um Qualität zu garantieren. Der heutige Betrieb wurde immer wieder leicht angepasst, aber durch die Zementwände kann zum Beispiel gut Feuchtigkeit eindringen. Die Hygienenormen haben sich verändert, es braucht heute besser definierte Prozessabläufe und eine Infrastruktur, die Sicherheit gewährleistet. Es nützt nichts, wenn wir im See eines der besten Produkte weltweit haben, aber bei der Verarbeitung nicht die geforderte Sicherheit bieten können.

Was ist dein Fernziel – wie siehst du die Fischzucht in 10 Jahren?

Wir möchten noch mehr Arbeitsplätze schaffen – allerdings nicht, indem wir das Produktionsvolumen im See erhöhen, sondern indem wir das Produkt hochwertiger machen. Zum Beispiel, indem wir die Forellen speziell räuchern, die Produktpräsentation verbessern oder indem wir mit den Produzentenfamilien ganz neue Produkte kreieren. Dafür müssen wir Märkte erschliessen, in denen die von uns produzierte Qualität geschätzt und auch bezahlt wird. Mein Ziel ist es, dass dadurch noch mehr junge Menschen in der Region bleiben können, weil sie hier eine attraktive Arbeit haben.

Fischerei im Arapasee

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