Marianne Comtesse, Stiftungsrätin der Stiftung Conrado Kretz hat im vergangenen Jahr einige Wochen in Arapa verbracht und sich vor Ort ein Bild über den Stand und Verlauf der Projekte gemacht. Den nachfolgenden Bericht hat sie verfasst um Ihnen einen Einblick zu geben.

Im Mai letzten Jahres war es so weit, dass sechs Jugendliche ins Internado ziehen konnten. Dank Ihrer Spenden konnten wir einen neuen Wassertank, eine kleine Solaranlage, Kühlschrank und Kochherd kaufen und wichtige kleinere Reparaturen ausführen. Damit waren zwei Schlafräume, ein Schulzimmer und eine kleine Küche mit einem Esstisch bezugsbereit.
Das Internado wurde Ende der 1970er-Jahre von Conrado Kretz für Mädchen gebaut, damit sie von ihren abgelegenen Weilern die Gemeindeschule besuchen konnten. Da sie zum Teil einen sehr langen Schulweg zu Fuss und im Sommer oft bei strömendem Regen zurücklegen mussten, bot ihnen das Internado die Möglichkeit während der Woche dort zu übernachten. Daher kommt der Name Internado. Später wurde das Internado für verschiedene Zusammenkünfte und Gruppenanlässe verwendet.

Zurück zur Schule für Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung:
In Peru dauert die Schulzeit bis zum 20. Lebensjahr. Damit waren alle gefordert, eine Lösung für Jugendliche, d.h. beinahe erwachsene Menschen mit zum Teil erheblichen Schwierigkeiten und Verzögerungen in ihrer Entwicklung zu finden. Das Internado bietet nun heute eine ideale Übergangslösung für Jugendliche ab ca. 15-16 Jahren an. Während sie weiter je nach ihren Fähigkeiten schulisch unterrichtet werden, erwerben sie gleichzeitig Kompetenzen, die wichtig sind für den Alltag und das Zusammenleben in einer Gruppe. Es ist eindrücklich zu sehen, wie sich diese sechs Jugendlichen in kurzer Zeit in den Räumlichkeiten des Internado gut eingelebt haben, den Tagesablauf kennen und viele Aufgaben des Alltags selbständig bewältigen. So sorgen sie u. a. für Ordnung in den Schlafräumen, kochen gemeinsam das Nachtessen oder bereiten einen Znüni für die ganze Schule vor. Am Nachmittag können sie je nach Möglichkeiten handwerkliche Fertigkeiten erwerben, wie Stricken und Schmuckstücke herstellen, die sie an verschiedenen Märkten verkaufen können.
Meri und Noemi, zwei Schülerinnen mit einem Down-Syndrom halten die ganze Gruppe auf Trab und sind ständig zu Spässen aufgelegt. Meri meinte, dass sie glücklich im Internado sei, v. a. auch weil sie nicht mehr mit den kleinen Mädchen zusammen sein muss. Die nervten sie manchmal.


Yanele, eine erfahrene Lehrerin, führt diese Gruppe mit viel Einfühlungsvermögen für die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes. Sie berichtet aus dem Leben des Internado Folgendes: «Im Internatdo fühlen sich die Schüler sehr wohl und sind mit den täglichen Aktivitäten zufrieden. Sie mögen es, u. a. Pulceras (Armbänder) zu machen, Blumen zu schneiden und Snacks wie Fruchtsäfte, Obstsalat, Marmelade und Popcorn zuzubereiten. Das Internado ist ein sehr wichtiges Umfeld für die Schüler, um ihre Selbstständigkeit, ihre kognitiven, sozialen und motorischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Das Lernen ist sehr praxisorientiert und ich erhoffe mir, dass die Jugendlichen vieles, was sie gelernt haben auch zu Hause anwenden können. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sie ihre lebenspraktischen Aktivitäten noch verbessern und erweitern können z.B. im Bereich Kochen und Haushalt, noch mehr Verantwortung übernehmen bezüglich der Ordnung in den Räumen und sie sich ihrer Verhaltensweisen bewusster werden und sie diese etwas an verschiedene Situationen anpassen können.» Doch auch in diesem Bereich scheinen die beiden Frauen echte Fortschritte gemacht zu haben. Sie werden im neuen Schuljahr allein mit dem öffentlichen Bus von der naheliegenden Stadt Juliaca nach Arapa reisen können.