Franziska Schilliger Almonte wollte ursprünglich ein Jahr lang in einem sozialen Entwicklungsprojekt in Peru arbeiten – mehr als 20 Jahre später lebt sie noch immer in Peru. Sie ist seit 20 Jahren mit einem Peruaner verheiratet, die beiden haben vor 15 Jahren eine Schule für Kinder aus schwierigen Verhältnissen in Juliaca gegründet. Seit Anfang Jahr leitet Franziska Schilliger-Almonte zusätzlich die Schule für Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung in Arapa.
Wie beurteilst du den Einfluss der Schule auf die Einwohner der Region Arapa? Was bewirkt die Schule in der Region?
Die Schule mit dem Internat sind immer noch einzigartig in unserer Region. Sie gibt Kindern und Familien aus der Umgebung von Arapa eine ganz konkrete Unterstützung im Bildungsbereich und in der Betreuung ihrer behinderten Kinder. Die Schule mit dem Internatsbetrieb bietet auch Arbeitsstellen für Frauen und Männer aus Arapa. Ich spüre, wenn wir in Arapa unterwegs sind, dass wir sehr akzeptiert und sehr gut aufgenommen sind. Wir sind nicht die Komischen …. sondern gehören dazu, dass finde ich sehr schön.
Wie können wir uns den Alltag in der Schule vorstellen?
Unsere Kinder kommen von Montagmorgen bis Freitagnachmittag zu uns in die Schule und den Internatbetrieb. Wir haben 25 Schüler im Alter von 7 bis 20 Jahren, mit ganz verschiedenen Bedürfnissen, die Schüler sind in 4 Gruppen aufgeteilt.
- Um 6 Uhr stehen unsere Kinder auf und gemeinsam mit dem Betreuungsteam lernen sie sich selbständig anzuziehen, sich zu waschen und ihre Betten zu machen. Um 7 Uhr gehen sie dann zum gemeinsamen Frühstück. Dieses ist peruanisch, also Reis mit Fleisch oder eine Suppe.
- Dann gehen sie jeweils um 8 Uhr in ihr Klassenzimmer und werden von der zuständigen Lehrperson betreut. Während des Morgens haben sie auch noch Therapie oder je nach Stundenplan gehen sie turnen auf einem der Sportplätze von Arapa. Die Schüler über 15 Jahre bereiten am Morgen jeweils ein feines Znüni für alle vor.
- Um 12.15 Uhr wird dann gemeinsam mit dem Personal zu Mittag gegessen und danach gibt es ein Freiprogramm bis 14 Uhr und dann noch eine Stunde Schule.
- Ab 15 Uhr haben sie verschiedene Aktivitäten von Seiten des Internats: Mithelfen in der Küche beim Abendessen kochen mit der Köchin Lisbeth, Haushaltsarbeit mir Señora Reyna, die Hühner und Schweine füttern mit Señor Roberto, Bewegungsspiele mit dem Physiotherapeut Sullia und Nestor, freies Spiel mit Señora Luz Mairina.
- Um 17 Uhr essen wir dann gemeinsam eine feine Suppe und um 18 Uhr gehen die Kinder in ihre Schlafräume, wo sie von der Nachtwache begleitet tief und fest schlafen.
Was sind die wichtigsten Punkte, die du angepackt hast?
Wir haben die kleine Primarschule und die grosse Primarschule geteilt und somit für die grossen Schüler ein sogenanntes separates Wohnheim eingerichtet, wo sie jeweils am Abend selber ein Nachtessen zubereiten und ihre Räume auch selber in Ordnung halten.
In diesem Schuljahr haben wir mehr Personal im Internat und im Schulbetrieb, dadurch haben wir die Betreuung verbessert. Dies wirkt sich sehr positiv auf die Kinder aus und auch auf ein gutes Arbeitsklima.
Die Kinder sollen sich wohlfühlen und mit viel Liebe und in ihrem Wachstum begleitet werden. Eine ganz klare Struktur hilft ihnen dabei sehr. Mir ist es wichtig, dass wir im Schul- und Internatsbetrieb gut zusammenarbeiten und eine offene Kommunikation haben.
Was sind die grössten Herausforderungen, mit denen die Schule zu kämpfen hat?
Dass immer noch viele Kinder nicht die Möglichkeit haben, trotz ihrem Anderstsein eine Schulbildung zu bekommen. Der Staat gewährleistet dies auf dem Papier, aber die Realität ist ganz anders. Wir können als Schule mit Internat auch keine Menschen betreuen, die über 20 Jahre alt sind. Also stellt sich die grosse Frage: Was machen unsere Schüler nach ihrem Schulabschluss?
Was würdest du dir wünschen, wenn du von einer Fee einen Wunsch frei hättest?
Genügend Wasser, im Moment ist das mein einziger Wunsch. Wir haben schon einen Brunnen und Wasser vom Wassersystem in Arapa, aber nach der Trockenzeit vor 2 Jahren ist das Grundwasser gesunken.
Gibt es einen schönen Moment, der dir in Erinnerung geblieben ist?
Hier in Peru haben wir viele so spezielle Daten. Einer davon ist im Oktober, der Tag der Inklusion von behinderten Schülern in normalen Schulen. Gemeinsam mit den Schülern Danny und Anyelo brachten wir der Sekundarschule die Plakate der Schulbehörde. Meine beiden Wirbelwinde waren ganz beeindruckt von der grosssen Sekundarschule, die gegenüber unserer Schule liegt. Ich kannte die beiden gar nicht mehr und Danny sprach auf seine Weise mit Zeichen, dass er hier einmal in die Schule gehen möchte. Er strotzte vor Stolz. Es freut mich, dass meine Kinder auch ihre Träume haben und ich wüsche mir so sehr, dass sie eine Chance im Leben bekommen.
Welche Aufgaben/Projekte stehen im kommenden Jahr auf deiner Liste?
- Wir wollen im kommenden Jahr mehr Schwerpunkte auf die Workshops legen, damit die Kinder sich in verschiedenen Bereichen wie Basteln, Tanzen, Theater, Bewegung und Musik weiterentwickeln können und somit optimal im Internatsalltag betreut werden.
- Die Umgestaltung der Räume, damit die Kinder besser erkennen können, ob sie in der Schule oder im Internat sind.
- In der Küche versuchen wir mehr Platz zu schaffen, damit die Kinder besser mithelfen können und es sicherer für sie ist.
- Wir werden einen neuen Brunnen anlegen um, so hoffen wir, genügend Wasser zu haben.